
MDR-Gründungsintendant gestorben
Udo Reiter, Gründungsintendant des Mitteldeutschen Rundfunks, wurde auf dem Grundstück seines Hauses in Gottscheina bei Leipzig tot aufgefunden.
70-jährige, der seit einem Autounfall im Jahr 1966 im Rollstuhl saß, hat seinem Leben offensichtlich selbst mit einer Schusswaffe ein Ende gesetzt.
Seine journalistische Laufbahn begann der in Lindau am Bodensee geborene Udo Reiter nach einem Volontariat beim Bayerischen Rundfunk als Wissenschaftsredakteur im Hörfunk. Später wurde er Radio-Chefredakteur des BR, 1986 Hörfunkdirektor. In seine Wirkungszeit fiel im Frühjahr 1991 die Gründung des ersten deutschen Informationsradios B5 aktuell.
Im gleichen Jahr war Udo Reiter Mitbegründer des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und bis 2011 Intendant der Drei-Länder-Anstalt. Seinen vorzeitigen Rücktritt von der Intendanz des Senders erklärte er nach 20 Jahren überraschend im Mai 2011 und nannte als Grund für diesen Schritt gesundheitliche Probleme. Seine Bilanz an der Spitze des Senders wurde jedoch auch durch den Betrugsskandal um den gemeinsamen Kinderkanal von ARD und ZDF eingetrübt, für den der MDR die Federführung hat und bei dem ein Schaden von mehr als acht Millionen Euro entstand – ein Umstand, der Udo Reiter nach eigener Aussage auch persönlich sehr getroffen hatte. Außerdem wurde im Jahr 2009 unter Reiters Ägide der ehemalige MDR-Sportchef Wilfried Mohren wegen Bestechlichkeit und Vorteilsannahme zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.
Udo Reiter war es aber auch zu verdanken, dass das MDR-Fernsehen zum – nach Markanteilen – erfolgreichsten Dritten Programm der ARD avancierte. Innerhalb des Senderverbunds übte er – neben seiner Intendanz – zahlreiche weitere Funktionen aus. So war er 1997 und 1998 ARD-Vorsitzender und fungierte ab 1999 auch als Filmintendant der ARD und hatte den Aufsichtsratsvorsitz bei der Tochtergesellschaft Degeto inne.
Eine gute Woche vor seinem Suizid war Reiter noch in der ZDF-Sendung »Maybrit Illner« zu Gast. Hier sagte er, dass er ein schönes Leben geführt habe, obwohl er seit 48 Jahren im Rollstuhl sitze. Allerdings wolle er nicht als Pflegefall enden und auf fremde Hilfe angewiesen sein, sondern selbstbestimmt über das Ende seines Lebens entscheiden.
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