Technologie und Medienrealisation in Film und Video
IBC AMSTERDAM 2016 Teil 1 | Messebericht    Ausgabe 11-12/16

Alles beginnt mit dem Bild (?)

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Langjährige Besucher der IBC haben Amsterdam schon regnerischer erlebt. Zumindest in der Zeit, die sie nicht in den Hallen verbrachten. Für Ruodlieb Neubauer war die IBC wieder viel zu kurz.

 

»Everything starts with the image«, das Motto von Sony, soll darauf hinweisen, dass auch die Qualität des Bildes beeindrucken und Emotionen auslösen kann. Natürlich findet man auf einer Messe wie der IBC hauptsächlich ein ­Publikum, das auf hervorragende technische Bildqualität emotionaler reagiert als der Rest der Menschheit. Aber wer die Ausschnitte aus »Billy Lynn’s long Halftime Walk« von Regisseur Ang Lee in der diesjährigen IBC Big-Screen-Experience ansehen konnte, mit einer einzigartigen Wiedergabe über den Mirage-3D-Projektor von Christie, mit einer High-End-Leinwand, und ­einer per Dolby Atmos auch akustisch ins Publikum weitergeführten Handlung, der konnte durchaus feststellen, dass das Gesamt-Kunstwerk einen mitnahm wie nie zuvor. Ein mit hohem Aufwand optimal präpariertes System, »der einzige Projektor, der 120 fps, 3D, in 4K mit 28 fl anzeigen kann«, wie Julian Pinn, der Direktor der Konferenz, extra betonte, eine Stereo-3D-Aufnahme in 4K (Sony F65), tatsächlich mit 120 fps, und vor allem (!) ein Regisseur, der wahrlich weiß, wie man die Traumata ­eines Soldaten dem Publikum nahebringt – im wahrsten Sinne des Wortes. Bei einem Kriegsfilm kann man es ­logischerweise rumsen lassen. Und das Stereo-3D hat noch nie so gut funktioniert.

Und der Filmlook? Ein scharfes Bild unscharf zu machen, ist keine Zauberei. Das richtig zu machen, schon eher. Aber ein unscharfes scharf, dazu benötigt man Zauberkräfte. Deshalb arbeitete Ang Lee bei seinem Film auch mit den Spezialisten von RealD zusammen, um je nach gewünschter Wieder­gabe-Bildrate das passende Juddern und ­Mo­tion Blur zum superscharfen Bild zu bauen.

In der Abteilung »Zukunft« konnte man bei NHK übrigens Aufnahmen in 8K von den Olympischen Spielen sehen. Verblüffend, wie dünn heute Displays sein können, verblüffend, dass man dazu die vier 4K-Prototypen mit einem etwa 2 cm breiten, durchaus effektmindernden Abstand zueinander aufhängte, und weiterhin verblüffend, wie sehr die Bilder von der Eröffnungsfeier rauschten. Sicherlich hat ein Super35mm-Sensor in 8K eben kleinere Photosites und damit physi­kalisch bedingt einen geringeren Dynamikumfang, aber auch die Elektronik der gezeigten Paneel-Proto­typen dürfte ihren Teil dazu beigetragen haben. Auf jeden Fall kann man sich vorstellen, dass etwa 0,5 cm starke Monitore, im richtigen Preisbereich, in Zukunft durchaus mehrfach in einem einzigen Wohnraum aufgehängt werden – zur Wiedergabe von Standbildern. Und will man fernsehen oder skypen, schickt man eben mal das Laufbild auf den gewünschten Monitor.


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