Technologie und Medienrealisation in Film und Video
Berlinale 2016 | FestivALBERICHT    Ausgabe 03/16

Die Powermaschine

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Talents, die Nachwuchs-Plattform der Berlinale, ist 14 geworden. Sonja M. Schultz sprach mit den Leitern, Christine Tröstrum und Florian Weghorn, über Energieaustausch, kollektives Arbeiten und die vermutlich spannendste Festivalsektion.

Florian Weghorn und Christine Tröstrum, die gemeinsam die Talents leiten.© Bilder: Sonja M. Schultz

Florian Weghorn und Christine Tröstrum, die gemeinsam die Talents leiten.© Bilder: Sonja M. Schultz

 

Professional Production:

Erstmals wurde die 100er-Marke an Talents-Alumni auf der großen Berlinale geknackt. Wann findet die Übernahme des Festivals statt?

Florian Weghorn:

Herr Kosslick hat uns das vorgerechnet …

Christine Tröstrum:

…zwischen 2023 und 2033 ist es soweit. Wir wollten ja ganz am Anfang 1000 Filmemacher einladen. Das war die Ursprungsidee über einem Glas Wein. Dann wurden es 2003 die ersten 500, mit dem Umzug 2007 ins Hebbel Theater 350, mittlerweile sind wir bei 300 Talenten angekommen. Und ich glaube, wir werden ab 2017 eher Richtung 250 tendieren und dafür verstärkt den Alumni mehr anbieten. Als die Initiative startete, hat sich keiner Gedanken gemacht, dass man rein rechnerisch irgendwann mit fast 7000 ehemaligen Teilnehmern dasteht. Und es werden mehr.

Florian Weghorn:

Das ist ein Netzwerk, auf das sich gut zurückgreifen lässt. Mit diesem Erfahrungsschatz und Schatz an ­Leuten können wir wunderbar weiterarbeiten, ihnen Neues anbieten, aber sie auch mit den neuen Jahrgängen vernetzen. So entsteht ein weit gespanntes Talentförderprogramm.

 

Professional Production:

Inwiefern haben sich die Talente und Talents professionalisiert?

Florian Weghorn:

Angefangen hat alles unter dem Namen »Talent Campus« als Nachwuchsprogramm mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren. Inzwischen ist es wirklich ein Talentförderprogramm, wo die Talente zwar immer noch jung sind – aber älter – im Schnitt etwa 33. Das liegt daran, dass wir an einem anderen Punkt in der Karriere ansetzen, nämlich da, wo erste Arbeiten schon auf dem Markt sind. Die Talente haben schon mehrere Kurzfilme oder auch einen Langfilm in internationalen Festivals gehabt. Und wir fördern, wie es jetzt weitergehen soll. Dabei helfen wir auch bei der Orientierung, bei der Fokussierung der eigenen Gedanken und der Vernetzung mit anderen.

 

Professional Production:

Die Teilnahmebedingungen für Talents haben sich im Laufe der Zeit verschärft?

Christine Tröstrum:

Ja, irgendwann hatte die Zahl der Bewerbungen fast die 5000er-Marke überschritten. Da dachten wir, wie sollen wir das in dieser Größenordnung noch organisieren? Damals hat sich auch bei uns selbst viel getan. Denn um 2008 herum haben wir festgestellt, dass sich die Formen, wie man miteinander kommuniziert und zusammenarbeitet, wandeln. Alles spielte sich plötzlich mehr auf Augenhöhe ab, im Dialog. Der klassische Stage Talk – einer spricht von der Bühne ans Publikum – wurde seltener und der persönliche Austausch wichtiger. Im dem Moment haben wir nicht nur die Formate von Talents verändert, sondern insgesamt den Fokus von der Nachwuchs- zur Talentförderung verschoben. Und wir haben den Anspruch, nicht nur Präsentationen abzuspulen, sondern inhaltlich alle in die Programme mit einzubeziehen, ob das nun Experten, Filmemacher, Partner oder Sponsoren sind.


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