
Darf Indie Mainstream sein?
Das Highlight des diesjährigen Snowdance Filmfestivals war zweifellos die Podiumsdiskussion zum Thema »Was ist Independent?«, die wie im Vorjahr gut besucht war. Eher sehr gut. Ruodlieb Neubauer berichtet.

V.l.: Sky-Deutschland-Programmchef und Jurymitglied Marcus Ammon, Andreas Arnstedt, Moderator Ulrich Hoecherl, Til Schweiger, Dennis Albrecht © Ruodlieb Neubauer
Genauer gesagt, sie war extrem gut besucht. Obwohl man vom traditionsreichen großen Saal im alten Rathaus in das viel größere Stadttheater gewechselt hatte, standen auch hier so manche Zuschauer. Irgendwie konnte man das Gefühl nicht ganz verdrängen, beim Snowdance bestehe das Publikum zu zwei Dritteln aus Frauen. Sicherlich eine verfälschte Interpolation, an der Schauspieler, Regisseur und Produzent Til Schweiger nicht ganz unschuldig gewesen sein dürfte. Der gab wie angekündigt, zusammen mit Sky-Deutschland-Programmchef (und Jurymitglied) Marcus Ammon, Filmemacher Andreas Arnstedt und Indie-Serienmacher Dennis Albrecht unter der Moderation von Blickpunkt-Film-Chefredakteur Ulrich Hoecherl An- und Einsichten in das Thema, die nicht nur für Indie-Filmer durchaus Nachdenkenswertes beinhalteten.
Für Til Schweiger, im Jahr zuvor in Abwesenheit als Protagonist des anderen Endes des Spektrums bezeichnet, also als einer von jenen, die mit dem Geld der Förderer, der Unterstützung der Fernsehsender und der Verleiher erfolgreich seien, war es schon als »Nur-Schauspieler« ebenfalls ein inneres Bedürfnis gewesen, selbst Filme zu machen. Eben um seine Geschichten so erzählen zu können, wie er sie sich vorstellt. Natürlich war es ein großer Vorteil, dass er bei seinem ersten Film als bekannter Darsteller die Hauptrolle selbst spielen konnte, nachdem ein Schauspieler und ein Taxifahrer das Drehbuch geschrieben hatten. Eigentlich sei es auf diese Weise auch ein Indie-Film gewesen.
Ob er sich als Vertreter des Mainstream-Cinemas sehe? Auf einen Filmakademie-Vortrag während einer Berlinale verweisend, der von Bernd Eichinger initiiert war, wie man denn das deutsche Kino retten könne, meinte Schweiger auch hier, dass man die Schubladen abschaffen und die Begriffe vertauschen müsse – um so zu Artstream und Mainhouse zu kommen. Es gäbe eben gute und schlechte Filme da und dort. Erfolg sei noch nie ein Hinweis auf die Qualität eines Filmes gewesen – »aber es ist auch kein Kriterium dafür, dass ein Film besonders gut ist, nur weil er keinen Erfolg hat.«
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