Technologie und Medienrealisation in Film und Video
Court | DAVINCI RESOLVE WORKSHOP    Ausgabe 03/16

Arthouse-Touch für indisches Drama

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»Court« ist die offizielle Nominierung Indiens für die diesjährigen Oscars. Colorist Dirk Meier aus Berlin verrät uns, wie ihm DaVinci Resolve die effektive Zusammenarbeit mit DoP Mrinal Desai und Regisseur Chaitanya Tamhane über zwei Kontinente hinweg ermöglichte.

 

Die Handlung von »Court« spielt an lebendigen, stimmungsvollen Orten rund um Mumbai. Dennoch hatte das Produk­tionsteam gleich zu Beginn fest entschieden, sich mit diesem Film von der üblichen Bollywood-Ästhetik abzuwenden.

Der Film erzählt von einem indischen Volkssänger, der wegen Anstiftung zum Selbstmord vor Gericht steht. Ihm wird vorgeworfen, eines seiner aufrührerischen Lieder habe einen Kanalisationsarbeiter zum Schritt in den Freitod veranlasst. Auf den ersten Blick scheinen wir uns in einem klassischen Gerichtssaal-Drama zu befinden. Doch Autor und Regisseur Chaitanya Tamhane führt das Publikum auch vor die Türen des Gerichts, in die Welt all jener, die am Prozess beteiligt sind. Er vermittelt damit einen viel differenzierteren Blick auf die einzelnen Protagonisten. Viel würde also vom Grading abhängen, um die Dynamik dieser unterschiedlichen Charakterisierungen auf der Leinwand darzustellen.

Mrinal Desai, der Kameramann von »Court«, hatte an der Seite meines Freundes Stefan Ciupek an »Slumdog Millionaire« gearbeitet. Mrinal wusste von Anfang an, dass für »Court« ein völlig anderer Ansatz in Sachen Look und Feel geboten war. Deswegen bat er Stefan um Empfehlungen für Artists außerhalb der ­Bollywood-Szene, die sich mit ihrer Arbeit stärker am Arthouse-Stil orientieren.

Über Kontinente hinweg

Obwohl ich schon früh Einblick in das Projekt hatte, hielt sich Mrinal bewusst mit Äußerungen über seine Referenzen und persönlichen Vorlieben für das finale Aussehen zurück. Als Priorität hatte das Team zuallererst, Artisten aufzutreiben, die den Film echt liebten und eine enge Verbindung zu den sorgfältigst aus­gewählten und skizzierten Protagonisten und Standorten hatten. Mit nur 140 Einstellungen für einen zweistündigen Film ist der Erzählstil gemächlich und wohl durchdacht. Obwohl auf diese Weise bereits viel vom Ambiente mit der Kameraarbeit geschaffen war, gab es in der Postproduktion trotzdem noch eine Menge ­Potenzial für kreative Freiheiten und zum Experimentieren mit vielen, ziemlich extremen, Looks.

Ich setzte auf DaVinci Resolve und die Remote-Funktionen dieses Systems. Man schickte mir in FCP geschnittene Sequenzen nach Berlin und ich führte das Conforming und Grading in Resolve aus. Das Team in Mumbai richtete sich parallel ebenfalls Resolve ein und stimmte die Kalibrierung der dortigen Systeme auf meine ab. So konnten wir uns mit der gleichen Time­line im Blick absprechen und gemeinsam die besten Elemente der experimentellen Gradings identifizieren und einen finalen Look produzieren. Als das Team zum Abschluss der Farbkorrektur schließlich nach Berlin kam, hatten wir bereits rund 40 bis 50 Einstellungen fertig. Der ganze Vorgang lief also wie geschmiert, weil wir schon derart viel zusammen gearbeitet hatten und alle inzwischen ziemlich gut verstanden, was jeder von uns anstrebte.


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