
Vom Atem der Freiheit
Vor Kurzem kam bei Alamode Film der Thriller »Die dunkle Seite des Mondes« nach dem Roman von Martin Suter in die Kinos. Hermann Mader sprach mit den beiden, hier ungewöhnlicherweise gleichberechtigt agierenden, DoPs Stefan Ciupek und Felix Cramer.
Professional Production:
Wie kamen Sie zu dem Projekt, Herr Ciupek, und wieso haben Sie sich entschieden, das Wagnis einzugehen?
Stefan Ciupek:
Felix und ich kannten uns über unseren gemeinsamen Kamera-Assistenten Tommy Mann, und haben schon viel voneinander und von der Arbeit gehört. Eines Tages rief mich Felix an, und fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, seinen nächsten Kinofilm in einer Konstellation mit zwei Kameraleuten zu drehen. Obgleich ich die Konstellation schon aus vergangenen Projekten kannte, z.B. hat Anthony Dod Mantle »127 Hours« so gemacht, war ich zunächst skeptisch. Bei unserem Treffen war ich dann überrascht, wie offen wir uns über den Film unterhalten haben und es war schnell klar, dass wir ihn gemeinsam drehen würden.
Professional Production:
Warum haben Sie, Herr Cramer, überhaupt einen Kamerakollegen gefragt?
Felix Cramer:
Es ist ja oft so, dass Kinofilme recht spät durchfinanziert sind. Auch bei »Die dunkle Seite des Mondes« war sehr lange unklar, ob wir die Finanzierung stemmen und den Film überhaupt drehen könnten. Andererseits gab es ein klares zeitliches Limit für den Drehstart, da die Buchrechte drohten, auszulaufen. Als wir dann sehr kurzfristig grünes Licht bekommen hatten, war mir klar, dass ich alleine viel zu wenig Vorbereitungszeit für den Film hatte. Da ich mit Stephan Rick schon mehrere Projekte gedreht habe, war er recht schnell von meiner Idee, mit Stefan Ciupek zusammenzuarbeiten, begeistert und ich bin froh, dass dies aufgegangen ist. Wir hatten nur drei Wochen Vorbereitungszeit – für einen Kinofilm in dieser Größenordnung ist das extrem wenig Zeit. Und dennoch konnten wir in der Dreierkonstellation mit Stephan Rick den Film ordentlich planen und umsetzen.
Stefan Ciupek:
Es war uns bei den Dreharbeiten extrem wichtig, dass es keine klassische Aufgabenteilung gab, sondern alle kreativen Entscheidungen gemeinsam getroffen wurden. Dies war auch ein wichtiger Prozess aus Sicht unseres Regisseurs. Stephan Rick hat sich gewünscht, wie in einem »writers room« gemeinsam Ideen zu entwickeln und das Ego draußen zu halten. Am Ende hat dann immer die beste Idee »gewonnen«, egal, von wem sie kam. Wir haben uns auch bei den Dreharbeiten gegen die klassische Aufgabenteilung zwischen DoP und Operator entschieden und haben uns oft mitten am Drehtag abgewechselt.
Professional Production:
Bei zwei DOPs am Set, was war die Aufgabe des Oberbeleuchters?
Felix Cramer:
Da wir ja alle sehr viel zu tun hatten, war es gut, mit Zoran Bravaric einen erfahrenen, mitgestaltenden Oberbeleuchter/Lichtgestalter am Set zu haben. Bei diesem Film war die Idee, in allen Bereichen, im Team zu arbeiten, sich gegenseitig zu inspirieren und zu beraten. So kamen auch bezüglich der Lichtgestaltung viele Ideen von Zoran – wir haben uns zusammengesetzt und die beste Idee hat gewonnen. Wir haben versucht, aus der Konstellation noch mehr außergewöhnliche Bilder mit besonderen Lichtstimmungen zu kreieren.
<< zurück