Technologie und Medienrealisation in Film und Video




Ken Adam – Deutsche Kinemathek | SONDERAUSSTELLUNG    Ausgabe 02/15

Bigger Than Life. Ken Adam’s Film Design

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Der Production-Designer Sir Ken Adam hat mit seinen spektakulären Sets Filmgeschichte geschrieben. Bei über 70 Filmen verantwortete er das Szenenbild. Noch bis 17. Mai dieses Jahres findet in der Stiftung Deutsche Kinemathek eine umfangreiche Sonderausstellung zu Leben und Werk statt, die auf der Sammlung von Ken Adam basiert, die dieser 2012 der Stiftung schenkte.

Sir Ken Adam – Medieninstallation »Lines in Flow« 2014 © Andreas-Michael Velten

Sir Ken Adam – Medieninstallation »Lines in Flow« 2014 © Andreas-Michael Velten

 

Wenige Kollegen haben ähnlich vielfältige Welten entworfen. Mit seinen zumeist im Atelier realisierten szenografischen Räumen hat er einen neuen Stil geschaffen, der das Filmdesign und unsere Sehgewohnheiten nachhaltig beeinflusst hat. Adam hat – getreu seiner Design-Philosophie »bigger than life« – in seinen ­Arbeiten die Grenzen des Vorstellbaren herausgefordert, oft hoch emotional, zuweilen spielerisch und ­humorvoll, doch immer glaubhaft. Jedem seiner Filme hat er so eine starke visuelle Prägnanz und Sogwirkung verliehen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Academy Awards ­(Oscars) für das beste Production Design zu »Barry Lyndon« (Stanley Kubrick, 1975) und »The Madness of King George« (Nicholas Hytner, 1994).

 Über 4.000 Zeichnungen umfasst das Œuvre Ken Adams. Hinzu kommen andere Materialien, darunter Fotos, aber auch Filme, die während der Recherchen und am Set von Adam gedreht wurden, sowie biografische Zeugnisse und seine Auszeichnungen. Ken Adam schenkte seine Sammlung 2012 der Deutschen Kinemathek. Dieses Vertrauen in eine Berliner Institution ist zugleich eine Geste der Versöhnung des Mannes, der als Klaus Hugo Adam 1921 in Berlin geboren und mit seiner Familie von den Nationalsozialisten aus Deutschland vertrieben wurde. Es ist Adams Wunsch, dass sein Schaffen nachfolgenden Generationen als Anregung dienen soll. Das Ken Adam Archiv wird zurzeit archivarisch bearbeitet und ab dem 17. Mai online zugänglich sein.

 Ken Adams Œuvre bietet einen exemplarischen wie herausragenden Einblick in die Arbeit eines Production-Designers, der zuweilen auch Szenenbildner oder Art Director genannt wird. Ihm kommt die Auf­gabe zu, mit einem festgelegten Budget eine der Geschichte des Drehbuchs angemessene »Welt« zu entwickeln – sei es im Studio oder »on location«. Die temporär geschaffenen Räume dienen dem Schauspiel, der Kameraführung und der Dramaturgie. Der Production-Designer hat eine häufig übersehene Schlüsselrolle für die visuelle Konzeption eines Spielfilms, dessen Handlungsorte oft so selbstverständlich, so scheinbar real wirken, dass sie selten als eine eigene bildnerische Leistung auffallen.

 Wie der Baukunst allgemein, so geht auch der Film­architektur ein langer, differenzierter Prozess des Entwerfens voraus. Wichtigstes Medium für den Production-Designer im 20. Jahrhundert ist die Zeichnung, mit der er seine Ideen findet und ausdrückt. Sie bewegt sich zwischen rohen Skizzen, atmosphärischen Entwürfen und ausgearbeiteten Präsentationszeichnungen, die den zukünftigen Film visuell vorwegnehmen. Diese Arbeit ist zugleich ein entscheidendes Kommunikationsmittel zwischen dem Production-­Designer, dem Regisseur, Kameramann und Produzenten. Ein Production-Designer arbeitet nicht autonom, sondern ist in einen gemeinsamen Entwicklungs- und Umsetzungsprozess eingebunden. Dabei ist er auf das Art Department angewiesen, in dem Zeichner, Requisiteure und Maler ebenso beschäftigt sind wie eine Konstruktions- und Bauabteilung. »Ohne Art-Department geht es nicht, man kann ja nicht alles alleine machen.«


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