
Sein Lebenswerk war »Stille«
Der Mann, der Audio rauschfrei machte, ist tot: Ray Dolby starb nach schwerer Krankheit am 12. Sept. 2013 in San Francisco im Alter von 80 Jahren.
Ray Dolby wurde 1933 in Portland/Oregon geboren. Noch während seines Ingenieurstudiums an der Stanford Universität arbeitete er bei Ampex Corp. und war an der Entwicklung der ersten Video-Aufzeichnungsmaschine (Quadruplex) beteiligt. Den Doktorgrad erwarb er an der berühmten Cambridge Universität in England. Sein Name ist seit Jahrzehnten ein Synonym für Rauschunterdrückung. Noch heute hängt bei uns im Studio ein alter Aufkleber aus den 60er Jahren: »SILENCE – a courtesy of Dolby Laboratories«.
Ein Meilenstein der Audiotechnik war 1965 sein »SN-Stretcher«, der später unter dem Namen »Dolby A« Weltruhm erlangte. Es war ein vierbandiges spezielles Kompressor-Verfahren, das es erlaubte, den Rauschpegel unter die Hörschwelle zu drücken. Auch die Consumerwelt sollte davon profitieren: Die »abgemagerte« Version »B« war in den 60er und 70er Jahren in praktisch allen Kassettengeräten zu finden. Nachdem Telefunken mit Hicom Konkurrenz machte, folgte später noch eine verbesserte »C«-Version.
Für den Profi-Einsatz schrumpften die anfangs 8 HE hohen »Kisten« auf Europlatinengröße und ermöglichten z.B. einen batterie-betriebenen Unterbau für die Nagra IV S.
Die Magnettonaufzeichnung war auf Grund ihrer Physik immer mit Störpegeln (Rauschen) behaftet. Waren es nun die Vormagnetisierung, magnetisierte Tonköpfe, Verstärker, Mikrofone, Kabel – alles produzierte einen gewissen Rauschpegel. Das Höllische dabei war, dass sich diese vielen kleinen Störpegel addierten, bis sie deutlich hörbar wurden. Es kursierte ein geflügeltes Wort in der damaligen Zeit: »Jeder weggelassene Verstärker ist ein guter Verstärker«. Als dann noch die Mehrspur-Maschinen mit bis zu 64 Kanälen auftauchten, war ein Arbeiten ohne Rauschunterdrückung praktisch nicht mehr möglich.
Aber auch die Film-Tontechnik sollte davon profitieren. Nachdem der Lichtton Jahrzehnte lang weltweit bei einem Frequenzgang von maximal 8-9 kHz herumdümpelte, nahm sich Dolby auch dieses Mediums an. 1971 entstand mit »Clockwork Orange« der erste Spielfilm in Dolby-SR-Technik, mit einem Frequenzgang, der dem Magnetton in nichts mehr nachstand. 1974 folgte Dolby Stereo, das aus zwei Tonspuren sogar vier Kanäle dekodieren konnte – der Beginn des Kino-Mehrkanal-Tons. Dieses Verfahren war sogar abwärtskompatibel. »Star Wars« und »Begegnung der dritten Art« waren 1975 die ersten Filme mit diesem Verfahren.
Die Profiversion »A« der Magnettontechnik wurde natürlich laufend weiter entwickelt und es entstanden diverse Spezialversionen wie Dolby E oder SX. 1989 folgten Dolby Surround und AC 2, mit dem man hochqualitativ via ISDN Audio übertragen konnte.
Als dann die Digitaltechnik den Magnetton zu verdrängen begann, dachte die Audiowelt zunächst, dass damit auch das Rauschen besiegt sei. Weit gefehlt, auch in der Digitaltechnik gab es Störpegel, die zu unterdrücken waren. Wieder war es Dolby, der dabei Pionierarbeit leistete. Das Verfahren »AC 3« wurde 1991 unter dem Namen Dolby Digital bekannt und ist heute auch aus der Consumertechnik nicht mehr wegzudenken.
Zu nennen seien hier noch einige weitere Entwicklungen wie Dolby True HD, Dolby Pro Logic II, Dolby 3D Digital Cinema, sowie die Surround-Techniken 5.1 und 7.1.
1992 folgte dann noch Dolby Digital fürs Kino, wobei die Daten infolge »Platzmangels« zwischen den Perforationslöchern platziert sind und 5.1-Wiedergabe ermöglicht.
Vor kurzem folgte dann noch Dolby Atmos, eine neue Plattform für die Filmindustrie. Dolby Atmos ermöglicht räumliches Hören, das nicht mehr an einen »optimalen Sitzplatz« gebunden ist. Zum ersten Mal zum Einsatz kam dieses Verfahren 2012 im Film »Hobbit«.
Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt Ray Dolby zehn Academy Awards und 13 Emmy Awards. In einer Laudatio hatte ein Redner einmal gesagt: »Die Audiowelt ist zweigeteilt: Es gibt eine Zeit vor Dolby und eine Zeit nach Dolby«. Text: Peter Beil, www.beil-kaiser.de
Bilder Ray Dolby: www.dolby.com
Bilder Geräte: wikipedia.de, ampex.com, P. Beil
Der Name Dolby und das Doppel-D sind Warenzeichen der Dolby-Labs
Die Namen Quadruplex und Ampex sind Warenzeichen der Ampex-Corp.
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