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CHRISTIAN BERGER LICHT T2 | Workshop    Ausgabe 06-07/13

Licht-Denken

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Kameramann, Regisseur, Produzent und Autor Christian Berger, Em. Univ. Prof. an der Filmakademie Wien, legt im zweiten Teil des mehrteiligen Workshops zum wichtigsten Werkzeug des Kameramanns seine Gedanken zu Wahrnehmung und professionellem Licht dar.

3. Die Wahrnehmung

Ich bin mir relativ sicher, dass ich etwas von der Bedeutung des Lichts in »unserer westlichen Kultur« weiß. Aber von der Bedeutung des Lichts z.B. in der arabisch-muslimischen Kultur so gut wie nichts. In ­einer von unserer Warte aus gesehen »bilderlosen« Kultur. Bei der Suche danach habe ich den arabischen Mathematiker, Optiker und Astronomen Alhazen entdeckt, der von 945 bis 1040 n. Chr. in Kairo gelebt hat. Seine Erforschung des Lichts hat unsere Sehweisen wohl am nachhaltigsten dadurch verändert, dass er die Voraussetzung für die »Entdeckung« der Perspektive in der Renaissance lieferte. Alhazen entwickelte eine Theorie der Wahrnehmung, die den Erkenntnissen der modernen Gehirnforschung sehr nahe kommt. Während sich der Westen bemüht, die Welt ab-zubilden, kümmert sich Alhazen um das Wesen und die Wege des Lichts.

Er sagt: »Das Auge ist eine Linse, um Lichtstrahlen zu ›sammeln‹ und ins Auge zu führen, von wo die ­Signale (nicht das Bild!) ins Gehirn geleitet werden, um dort Bilder zu ›denken‹. Ein Bild entsteht nicht visuell sondern mental. Bilder können Natur zwar darstellen, aber nicht sein. Wozu abbilden, wenn ein Bild doch nur ›gedacht‹ werden kann? Bilder können Leben nur ­plagiieren, während die Schrift (das Ornament) so ­abstrakt ist, dass es die Möglichkeit vermeidet, Gott auf ein menschliches Abbild zu reduzieren.« Ende der Zitate.

Wir müssen uns immer vor Augen halten, wie sehr das Verständnis von Licht an ein kulturelles und his­torisches Umfeld gebunden ist. So beruht meines ­natürlich auf unserer Zeit und der Geschichte des Abendlandes. Aber es gab und gibt auch andere ­Auffassungen.

Nachdem wir immer noch nicht wirklich wissen, was Licht ist, ist der Weg von der Naturbeobachtung zur Theorie und zur Anwendung nach wie vor notwendig und


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