Technologie und Medienrealisation in Film und Video
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20 Jahre Lockit | Film-Technik    Ausgabe 01-02/13

The Missing Link

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Vor 20 Jahren baute Ambient Recording ein kleines Gerät, das Filmproduktionen eine Menge Arbeit beim Anlegen der Töne in der Postpro ersparen kann. Ruodlieb Neubauer sprach mit Ambient-Mitbegründer Günter Knon über den Weg zum heutigen Clockit-Timecode-System.

Begonnen hat alles etwa 1984. Eigentlich wollte ­Günter Knon Kamera-Assistent werden. So lernte er ­alles, was ein Kamera-Assi damals eben so machte: Film einzulegen, Schärfe zu ziehen, Objektive und ­Kameras zu bedienen, auch Negativ-Abzüge für die Versicherung zu machen. Denn besonders im Ausland war es wichtig, schnell zu wissen, ob das Material ­einen Schaden erlitten hatte. »Irgendwann musste ich mal auch einen Kopfhörer aufsetzen. Da war es passiert«, meint Günter Knon. Dedo Weigert hatte ihn als Assistent mitgenommen, aber er sollte diesmal eben auch die Nagra bedienen. Die hatte er zwar schon ­repariert, aber Aufnahmen beim Dreh waren eben doch etwas anderes als Tests. Es ging ganz gut. Und bei der nächsten Dokumentation am Königssee hätte er die Nagra fast am Autodach liegen gelassen. Seither weiß Günter Knon, dass man im Dreh-Stress etwas nicht einfach schnell am Autodach ablegt. »Zu wissen, dass solche eigentlich selbstverständlichen Dinge trotzdem passieren, ist extrem wichtig – man glaubt sonst nicht, an welch banale Sachen man bei der Entwicklung eines Produktes denken muss.«

Danach machte Günter Knon bei verschiedenen Dokumentarfilmen mit und lernte mehr und mehr Leute kennen. Dann kamen Spielfilme dazu, wie z.B. »Mau Mau« von Regisseur Uwe Schrader, wo er sowohl den Ton, als auch Licht und die Kamera-Assistenz machte. »Das war zwar ziemlich viel auf einmal, aber Kameramann Klaus Müller-Laue hat damals Rücksicht auf mich genommen«. Ein wichtiger Leitsatz von Günter Knon, der für ihn auch heute noch gilt, stammt von Dedo ­Weigert: »Alles, was in diesem Kasten zu sehen ist, das will ich hören. Und alles, was ich nicht sehe, will ich nicht hören.« Der Rest hat sich ergeben, meint Knon.

Vom Wiederfinden

Bei kleinen Produktionen machte Günter Knon praktisch zwangsläufig auch die Überspielungen der ­Nagra-Bänder auf 16mm und 35mm Perfo. Dann legte er auch das Material am Steenbeck-Schneidetisch an. »Dabei lernte ich, wie wichtig es ist, Klappen zu schlagen oder Ansagen zu machen, oder das Material chronologisch aufzubewahren, um die Takes wieder zu ­finden.« So lernte er auch verschiedene Systeme für den Timecode kennen.

ARRI belichtete z.B. in der Kamera einen SMPTE-Timecode in Sprossenschrift mit auf den Film, beim Ton konnte die Stereo-Nagra einen Timecode aufnehmen. Aaton belichtete den Code zwischen den Perforationslöchern richtig lesbar auf, und beim Ton arbeitete man mit einem Timecode-Burst, also ein ratterndes Signal, das nach dem Start der Aufnahme von einem Generator kommend aufgenommen wurde. Bei der Wiedergabe konnte man damit einen Timecode-Generator anstoßen, der dann weiter lief. Der Pilot-Ton am Senkel-Band steuerte dann den Generator in der Geschwindigkeit. Am Perfo-Band kam der Timecode auf die Cue-Spur, synchron zum Ton auf der Audio-Spur. Beim System von ARRI wurde der Timecode ins Positiv mit hinüber genommen und am Steenbeck-Tisch angezeigt. Der damals verwendete SMPTE-Timecode wird übrigens bis heute praktisch unverändert eingesetzt.

Solange der Pilot-Ton lief, war man in sync. Zumindest für etwa 10 Minuten. Da in der Kamera oder in der Nagra ein anderer Hauptquarz vorhanden war, ­liefen die Geräte zwar gleichzeitig, nahmen jedoch jeweils ein sich geringfügig zueinander verschiebendes Synchron-Signal auf. Wenn man eine ganze 16mm-Cassette mit 120 Metern ohne Unterbrechung durchgefahren hatte, lief zum Ende hin der Ton erfahrungsgemäß um ein bis zwei Frames weg. Im Prinzip garantierte man durch die Pilotton-Systeme also nur das gleichmäßige Auseinanderlaufen. »Ohne Timecode hat man eben irgendwann bemerkt, dass ein Frame weg war und hat das Bild durch einen Zwischenschnitt nachgeschoben. Beim Timecode hatte man praktisch das gleiche Problem, nur konnte man anhand der Zahlen sofort sehen, dass etwas weglief, ohne es schon zu hören.« Selbst wenn der Cutter meinte, dass dies eben so sei, so störte dieses Auseinanderdriften Günter Knon doch.


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