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Die Vermessung der Welt | Produktionsbericht    Ausgabe 11-12/12

S3D-Abenteuer

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Am 25. Oktober brachte Warner Bros. den historischen Kinofilm »Die Vermessung der Welt« von Regisseur Detlev Buck und DoP Slawomir Idziak nach dem Bestseller von Daniel Kehlmann in die Kinos. Ruodlieb Neubauer hat sich mit Slawomir Idziak und mehreren Team-Mitgliedern über die europäische S3D-Großproduktion unterhalten.

 

 

Slawomir Idziak hatte bereits bei zwei Projekten von Detlev Buck als DoP mitgewirkt: »Männerpension« (1996) und »LiebesLuder« (2000). Müßig, seine Werkliste herunterzubeten – z.B. bei IMDb finden sich 62, wo er als Kameramann arbeitete. Auch einer, der Claus Boje und Detlev Buck aufgrund ihres nächsten Projektes ganz besonders interessierte: Der DoP hatte 2010 mit »Battle of Warshaw 1920« (»1920 Bitwa Warszawska«) mit Regisseur Jerzy Hoffman einen Stereo-3D-Film gedreht. Die größte Filmproduktion in ­Polen seit zehn, fünfzehn Jahren. Ein epischer Stoff zu Beginn des 20. Jahrhunderts über den Krieg zwischen Polen und Russland und die Schlacht um Warschau, die als Wunder am Fluss Vistula in die polnische Geschichte einging. Für Slawomir Idziak war es ein größeres Abenteuer gewesen – sein erster digital gedrehter Film und gleichzeitig sein erster S3D-Film: »Diese Produktion war weitaus komplizierter als ›Die Vermessung der Welt‹. Aber man kann durchaus sagen, dass ich dadurch ziemlich gut auf die Anforderungen von Detlev Bucks Film vorbereitet war.« Zuerst rief Herstellungsleiter Martin Rohrbeck bei Slawomir Idziak an, um ihn zu den Problemen von S3D zu befragen. »Kurz darauf traf ich mich mit Detlev Buck in Berlin. Das war der Beginn dieses Abenteuers«, meint der DoP.

»Die Vermessung der Welt« ist ein bildgewaltiger historischer Kinofilm nach einem der erfolgreichsten Romane der letzten Jahre, der die Lebensgeschichten von Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt miteinander verwebt. Die in Deutschland spielenden Sequenzen wurden im Oktober und November 2011 gedreht, hauptsächlich in der östlichsten Stadt des Landes: Görlitz in der Niederlausitz, das im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde. Dort fand Szenenbildner Udo Kramer leer stehende Hallenhäuser, die alle Voraussetzungen besonders für die überschaubare Umwelt des Carl Friedrich Gauß bieten. In Berlin entstanden die Außenaufnahmen zum Naturforscherkongress, auf dem Alexander von Humboldt und Gauß ­einander begegnen. Die Palastszenen am preußischen Hof und in Braunschweig wurden dagegen im barocken Schloss des Stifts Klosterneuburg bei Wien ­gedreht. Im Januar 2012 war Drehstart in Ecuador, wo Alexander von Humboldt sich während seiner Südamerikareise längere Zeit aufhielt. Allerdings hieß es damals noch Neu-Granada. Dort drehte man am Chimborazo, auf dem Humboldt und Bonpland 1802 fast bis zur 6300 Meter hohen Spitze vordrangen, aber auch im Urwald des Amazonas-Gebietes.

»Mich hat Stereo-3D schon vor drei Jahren bei ­einer Präsentation voll überzeugt«, sagt Produzent Claus Boje. »Bei Detlev hat es etwas länger gedauert. Er eignete sich diese neue Technik auf seine Weise an, und inzwischen ist er davon genauso überzeugt wie ich.« Alle kostspieligen Aspekte der Produktion – der historische Stoff, die Dreharbeiten auf zwei Kontinenten und die S3D-Technik – mussten von vornherein so kalkuliert werden, dass sie den Rahmen des Budgets nicht sprengten. »Wir haben den Film daher in sehr viel kürzerer Zeit gedreht, als das bei S3D-Produktionen sonst üblich ist«, meint Claus Boje. Regisseur und Produzent Detlev Buck: »Wir haben festgestellt, dass S3D viel Geld kostet – unterm Strich etwa 15 Prozent mehr. Aber das Budget ließ sich nicht automatisch erhöhen. Vielmehr mussten wir Drehtage einsparen, wir haben den ursprünglichen Plan von 47 auf 31 Drehtage reduziert. Entsprechend war es nötig, diese Drehtage sehr konzentriert zu nutzen.«


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