
Schnell-Dreh in S3D
Für die offizielle Weltpremiere des neuen Audi A3 auf dem Genfer Autosalon produzierte die Kropac Media aus Ingolstadt den Vorstellungsfilm – in S3D. Ruodlieb Neubauer sprach mit Produzent und DoP Berti Kropac, Stereograf Sebastian Cramer und Creative Director Hafida Zebri über die in mehrerlei Hinsicht schnelle Produktion.
Die Kropac Media kann Audi schon seit einigen Jahren zu ihren Auftraggebern zählen. Etwa ab 2009 hatte Geschäftsführer Berti Kropac immer wieder vorgeschlagen, einen Film in S3D zu drehen. Allein das Problem war die Präsentation vor großem Publikum. Audi wollte die Autos immer auf einer Messe präsentieren, doch dort waren die Umgebungsvariablen einer Projektion schwer planbar. Man hätte zwar den sehr hellen Messestand von Audi abdunkeln können, aber an den Ständen der konkurrierenden Firmen hätte ein Ansinnen dieser Art wohl gelindes Kopfschütteln verursacht. Zudem war es unrealistisch, hunderten von Leuten Shutterbrillen in die Hand zu drücken.
Anfang 2012 war S3D auf der CES in Las Vegas ein großes Thema. Doch auch hier kämpften die Aussteller mit den bekannten Problemen. Manche bauten Vorführräume und schleusten die Standbesucher in wohldosierten Gruppen hindurch. Als einziges Unternehmen hatte LG eine große Installation, zu der jeder kommen und gehen konnte, wie er wollte: man hatte aus vielen Consumer-Fernsehgeräten eine große Monitorwand gebaut und versorgte die Besucher mit Polarisationsbrillen. Audi war auf der CES ebenfalls vertreten – man präsentierte Navigationssysteme und Car-Entertainment. Berti Kropac: »Deshalb konnte ich mit Audi-Kommunikationschef Toni Melfi einfach einen kleinen Rundgang unternehmen. Danach stand für ihn fest, dass wir es auch so machen würden. Das war sechs Wochen vor Genf!«
Ein Stand eines Autoherstellers ist jedoch im Normalfall bereits etwa ein halbes Jahr vor Messebeginn fertig geplant. Man konnte also die dort vorgesehene LED-Wand nicht so einfach austauschen. Zudem musste herausgefunden werden, ob man die Monitorwand von LG überhaupt bekommen und nach Genf transportieren könnte. Das stellte sich als schwieriger denn vermutet heraus. Audi hat die Wand dann letztendlich nachgebaut: nicht mit zwei mal 80 Geräten, sondern mit zwei mal 25 – was ja auch schon eine beträchtliche Größe darstellt. Die Monitore wurden auch nicht mehr in das Design des Standes fest integriert, sondern kamen jede Stunde von der Hallendecke herabgeschwebt. Normalerweise in schwarzen Mollton-Tüchern versteckt, hatte sie mit musikalischer Untermalung immer einen dramatischen Auftritt.
Durch das Hin und Her um die Monitorwand bekam Berti Kropac erst vier Wochen vor der Premiere den Auftrag für die Produktion des fünf Minuten langen S3D-Filmes. Davor hatte er zusammen mit Stereograf Sebastian Cramer bereits die Kameras und Spiegelrigs ausgewählt und einiges an Vorarbeit investiert. »Wir hatten uns bald entschieden, dass wir bei diesen knappen Drehzeiten zwei Setups benötigten und zwischendurch nicht groß umbauen könnten.«
So wurden mit einem Production Rig von Screen Plane alle Aufnahmen mit großem Stativ, Dolly und Camera-Car gemacht, mit dem Steady-FlexRig die Aufnahmen von DTM-Fahrer Mike Rockenfeller im Auto während der Fahrt, oder verschiedene Einstellungen außen am Auto. Gedreht wurde mit parallelen Kameras. Am Production Rig kamen zwei Red Epic mit Angenieux-Zooms Rouge 16-42 mm und der Standard-Mirrorbox zum Einsatz, am Steady-Flex-Rig zwei Scarlets und ARRI/Zeiss Ultra Primes. Die Angenieux Rouge 16-42mm sind zwar etwas weicher, sparten aber Zeit: »Es war ein großer Vorteil, dass ich auch im Kamerawagen ganz schnell entscheiden konnte, noch eine etwas nähere oder weitere Einstellung zu drehen. Mit Festbrennweiten hätten die Umbauzeiten alles durcheinander gebracht.« Gespeichert wurde auf den SSD-Laufwerken von Red, den Redmags. »Da hatten wir auch ab und zu dropped Frames, was wir aber nicht klären konnten, weil wir aus Zeitmangel nicht auf Fehlersuche gehen konnten.« DIT Timo Andert kontrollierte das Material sofort beim Überspielen am Set in seinem Zelt. Berti Kropac und Sebastian Cramer sahen sich dort immer die Bilder an und entschieden, ob die dropped Frames für den Schnitt tatsächlich wichtig waren.
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